Der Märkische Kreis: Zwei Jahre nach der Flutkatastrophe
Veröffentlicht: Freitag, 14.07.2023 05:54
Die Hochwasserkatastrophe vor genau zwei Jahren (14.07.2021) hat auch bei uns im Märkischen Kreis zwei Menschenleben gefordert - und erhebliche Schäden angerichtet! Die sind zum Teil immer noch nicht behoben.
Bahnbrücke in Lüdenscheid-Brügge immer noch nicht fertig
Die Volmebrücke bei Lüdenscheid-Brügge wurde beim Hochwasser zerstört - und noch immer fahren dort keine Züge. Die Brücke wird nicht fertig. Der Lüdenscheider Landtagsabgeordnete Gordan Dudas kritisiert die Bahn scharf: Er sagte uns: "In einem aktuellen Bericht des Verkehrsministers erkenne ich keine Bemühungen der Bahn auf eine vorzeitige Wiederaufnahme des Verkehrs auf der Strecke. Unsere Region wird im Stich gelassen. Ich fordere, dass aus der voraussichtlichen Inbetriebnahme der Strecke eine verbindliche wird!" Bislang plant die Deutsche Bahn, bis Ende Dezember die neue Brücke über die Volme in Betrieb zu nehmen. Die Deutsche Bahn hat eine entsprechende Anfrage von Radio MK noch nicht beantwortet. Die Strecke wird von den Regionalbahnen 25 und 52 befahren: einer wichtigen Verbindung des Märkischen Kreises in Richtung Ruhrgebiet und Köln. Seit der Flut ist die Strecke unterbrochen.
Viele Menschen im Märkischen Kreis sind traumatisiert - Hilfe von der Caritas
Die Flutkatastrophe vor genau zwei Jahren hat auch bei uns im Märkischen Kreis viele Menschen verstört zurückgelassen. Die Caritas hat sich direkt nach der Flut - und auch in den Jahren danach - um diese Flutopfer gekümmert. Jan Röhrbein vom Caritasverband Altena-Lüdenscheid ist einer von ihnen - er sagt: "Kleine Kinder haben das Geschehen in Iserlohn, Altena und andern Orten des Kreises gut verkraftet - Erwachsene dagegen nicht so gut: Manche Menschen haben heute ein mulmiges Gefühl, wenn es anfängt zu regnen." Noch heute sind daher viele Gespräche notwendig, um das Erlebte zu verarbeiten. Für die Kinder hatte die Caritas Spielmöglichkeiten und Gespräche angeboten. Sie organisierte dazu Straßenfeste und ein Jahr lang ein kostenloses Kindercafé. Die Caritas unterstützte auch von Flutopfer in Schalkmühle, Werdohl und Halver in akuter Not: so verlieh sie Bautrockner und übernahm auch die Stromkosten dafür. Außerdem vermittelte sie Baugutachten und half bei Anträgen an das Land NRW. Insgesamt hat der Verband über 350.000 Euro Spendengeld für Hochwasserhilfen verplant und ausgegeben.
Bach in Iserlohn-Lasbeck soll renaturiert werden
In Iserlohn-Lasbeck hat die Flut vor genau zwei Jahren auch große Schäden angerichtet. Dort soll der Lasbecker Bach nach den Erfahrungen mit der Flut renaturiert werden. Das bedeutet: Er bekommt sein natürliches Bett zurück und die jetzigen Röhren werden entfernt. Anne Feuerborn von der Stadtentwässerung Iserlohn sagt: "Wenn Rohre liegen, besteht immer die Gefahr, dass die auch verstopfen und das Wasser unkontrolliert abfließt." Und an einen offenen Bach kommen die Helfer auch sofort heran, ohne zuvor Rohre ausgraben zu müssen. Außerdem fließt in einem natürlichen Bachbett das Wasser langsamer als in Rohren, wodurch sich Treibgut besser am Grund absetzen kann. Allerdings ist das Projekt noch in der Ausschreibung - es wird also noch etwas dauern, bis der Bach renaturiert werden kann. Die Stadt rechnet erst für Ende 2025 damit, dass der Lasbecker Bach wieder frei fließen kann
Stadt Iserlohn hat alle akuten Flutschäden mittlerweile beseitigt
Die Flut hat im Sommer 2021 neben vielen anderen Orten im Märkischen Kreis vor allem Altena und Iserlohn-Lasbeck getroffen. Anne Feuerborn von der Iserlohner Stadtentwässerung hat einen Überblick über die Schäden an städtischem Eigentum und sagt: "Dort sind alle akuten Flutschäden beseitigt - hier und da gibt es noch einige Nachbesserungen." Die Stadt hat dagegen keine Rückmeldung, ob alle Schäden an Privat- oder Vereins-Eigentum noch immer nicht behoben werden konnten. Iserlohn arbeitet seit der Flut an umfangreichen Hochwasser-Schutzmaßnahmen.
Altena: Erst 2030 ist alles wieder in Ordnung
Die Flut vor genau zwei Jahren hat im gesamten Kreisgebiet unglaubliche Schäden verursacht. Altena war dabei ganz besonders heftig von den Wassermassen getroffen worden. Bürgermeister Uwe Kober zieht heute eine vorläufige Bilanz, was die Reparaturen betrifft: "Ich schätze die Zahl der durchgeführten Arbeiten auf unter 10 Prozent. In Ausschreibung und Planung sind es aber rund 50 Prozent. Es ist viel geschehen in Sachen Ausschreibung und Planung." Altenas Bürgermeister geht davon aus, dass Ende diesen und vor allem im kommenden Jahr zahlreiche Baustellen in der Stadt zu sehen sein werden. Viele davon sind Großprojekte - wie das Überprüfen und Sanieren der Kanalisation. Solche Projekte müssen festgelegte Planungswege durchlaufen, was dauern kann. Erst 2030 könnte alles wieder in Ordnung sein - davon geht der Bürgermeister aktuell aus. Er rechnet allerdings auch damit, dass ein solches Hochwasser jederzeit wiederholen kann. Dementsprechend will sich die Stadt Altena sehr detailliert auf eine solche Situation vorbereiten. Auch im Märkischen Kreis soll eine Karte demnächst zeigen, welche Gebäude besonders gefährdet sind.
"Aktion Lichtblicke" der Lokalradio hilft Flutopfern mit Millionen-Summe
Auch finanziell kämpfen viele Menschen mit den Folgen der Flutkatastrophe: Insgesamt entstanden Schäden in Millionenhöhe, allein in Altena sind es laut Wiederaufbauplan mehr als 100 Millionen Euro. Bei der Unterstützung hilft auch unsere "Aktion Lichtblicke": Bis jetzt gingen fast 13 Millionen Euro als Hilfe für die Flutopfer ein - und davon sind knapp 90 Prozent des Geldes bereits an die Betroffenen ausgezahlt worden./MaU