Wirtschaft gedenkt Dr. Jochen F. Kirchhoff

In Gesprächen beim Jahresempfang der SIHK war auch der Tod von Dr. Jochen F. Kirchhoff Thema. Dr. Jochen F. Kirchhoff starb Ende vergangenen Jahres im Alter von 92 Jahren. Als Unternehmer und Gründer der Kirchhoff-Gruppe war er einer der erfolgreichsten Geschäftsmänner der Region. Die Kirchhoff-Gruppe erzielte 2018 einen Umsatz von rund 2,2 Mrd. Euro. Sie hat mehr als 13.000 Beschäftigte weltweit. Ein Global-Player aus dem Märkischen Kreis. Radio MK hat mit einem der Söhne von Jochen F. Kirchhoff, J. Wolfgang Kirchhoff, über den Einfluss seines verstorbenen Vaters auf unsere Region gesprochen.

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Radio MK: Kaum ein Unternehmen ist im Märkischen Kreis bekannter als die Kirchhoff Gruppe. Inzwischen ein Weltunternehmen, hat es wie kein anderes die Region geprägt. Herr Kirchhoff: Ihr Vater hat da natürlich die Schlüsselrolle gespielt. Welchen unternehmerischen Fußabdruck hat er aus ihrer Sicht im Märkischen Kreis hinterlassen?

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Radio MK: Wenn Sie diese Erfolge aufzählen, klingt das so selbstverständlich, so einfach, aber das war es ja mit Sicherheit nicht, da musste er ja wahrscheinlich auch gegen Widerstände und Probleme angehen.

Wir alle machen Fehler

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Radio MK: Das aus der heimischen Firma Kirchhoff so ein Global-Player geworden ist, hat er das eigentlich jemals bewusst in den Vordergrund gestellt, oder war ihm das nicht ganz so wichtig?


Kirchhoff: "Das ist eine sehr gute Frage, als wir alle noch nicht im Unternehmen waren, dass war so Mitte, zweite Hälfte der 80er Jahre, da beobachteten wir, dass sich insbesondere die Automobilzulieferindustrie stark internationalisiert. (...) Das diskutierten wir, da waren wir gerade im Beruf, beziehungsweise Studenten, mit ihm. Und dann sagte er, ich krieg' das wohl mit, ich weiß das wohl, aber - das könnt ihr eines Tages machen." (...)

Der Weg in die Welt

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Radio MK: Wenn man sich das alles jetzt vor Augen führt, was er als Unternehmer geschafft und geschaffen hat, wie konnte es sein, dass er sich dann noch so stark sozial engagierte - ich meine: der Tag hat nur 24 Stunden?


Kirchhoff: (...) "Er kam seinerzeit von einem der erfolgreichsten Unternehmen, einer der erfolgreichsten Aktienunternehmen (...) die seinerzeit sehr viel Geld verdiente, kam er hier in das vergleichsweise kleine Geschäft der Firma Stefan Witte. Er sagte damals:"

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Radio MK: Gab es da (bei der Verbandsarbeit) eigentlich etwas, was für ihn an erster Stelle stand? Wovon er sagte: das ist mir jetzt besonders wichtig, da lege ich jetzt mein Augenmerk drauf?

Ein Unternehmen ist kein Selbstzweck

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Radio MK: Sein (nicht unternehmerisches) Engagement ging ja sehr sehr weit. Er hat sich bei Musik, Literatur, Bildung und Sport engagiert, Unterstützung gegeben - war das für ihn auch ein Ausgleich, so ein Gegenpol zur Arbeit als Unternehmer, die ja eher sehr zahlenorientiert ist?


Kirchhoff: "Ja natürlich. Ganz klar war das sein Ausgleich. Also an allererster Stelle fand er den Ausgleich in seiner Familie, er liebte nicht nur seine Kinder über alles, sondern ganz besonders auch - später natürlich - seine Enkelkinder und Ur-Enkelkinder. Das war für ihn der Ort, wo er Kraft schöpfte und wo er natürlich ungeheuer viel Freude und Genugtuung empfand."

Familie, Sport und Musik - die private Seite

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Anm. d. Red.: a) Franz Weilnhammer war Leiter der Musikschule der Stadt Iserlohn von 1971 bis 1999. b) Jochen F. Kirchhoff spielte selbst Violine.


Radio MK: Gab es einen Charakterzug an ihm, der ihm (bei der Arbeit) besonders geholfen hat?

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Radio MK: Er (Jochen F. Kirchhoff) hat einmal gesagt: "Meine glücklichste Zeit war, als ich meine Söhne in den Betrieb einbauen konnte." - Wie haben Sie das persönlich erlebt?


Kirchhoff: "Persönlich hab ich das so erlebt, als wir Kinder und Jugendliche waren, da hat er uns eigentlich kaum mit einbezogen, in seine Gedankenprozesse, wir kriegten mach mit durch seine Sorgen, wenn man was nicht so gut lief, genauso gut kriegten wir aber auch mit, wenn er sich über etwas freute. Das kriegt man ja schon mit. Das war aber nie ein bestimmendes Thema, beispielsweise am Mittags- oder Abendbrottisch, sondern das kriegten wir so am Rande mit, aber da waren die Themen, die die Familie betrafen, die, die uns Kinder betrafen."

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Kirchhoff: "Was er nie gemacht hat: Er wusste ganz genau, das meine Brüder und ich erstens auch 'ne gute Ausbildung haben - zweitens unsere Lehr- und Wanderjahre außerhalb des Unternehmens gemacht haben und somit auch zu starken Persönlichkeiten entwickelt haben. Er wusste ganz genau: Wenn ich denen zwei, drei Mal ins Handwerk pfusche oder mich direkt an Mitarbeiter wende, über die Köpfe meiner Söhne hinweg, das werden die sich nicht oft gefallen lassen und deswegen hat er sich da sehr zurückgehalten. (...)

Was war - was wird?

Radio MK: Noch eine letzte Frage. Ihr Vater war zwar schon länger nicht mehr aktiv in der Firma - aber: Ist oder wird Kirchhoff ein anderes Unternehmen sein, nach dem Tod von Jochen F. Kirchhoff?

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Das Gespräch mit J. Wolfgang Kirchhoff führte unser Reporter Frank Köhler

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